Dienstag, 25.5.2004
"Das ist doch ein Kasperltheater!"

6:3 und 5:4 führte Thiemo Maier im Finale der NÖTV-Meisterschaften gegen Mario Haider-Maurer. Dann trat Thiemo ab. tennisweb.at sprach mit den Konkurrenten über die Hintergründe.

Mario, du bist am Sonntag auf ziemlich untypische Art und Weise Niederösterreichs Landesmeister geworden. Wie hast du den Abtritt von Thiemo gesehen?

Mario: Schön langsam wird mir das Benehmen von Maier unheimlich. Es gibt immer Streitereien, wenn es nicht optimal bei ihm läuft. Ich hab den Abtritt überhaupt nicht verstanden. Er ist klar in Führung gelegen und hatte zweiten Aufschlag.

Schildere uns bitte die Situation aus deiner Sicht ...

Mario: Das Match war am Vormittag angesetzt gewesen, da hat das Wetter noch nicht gepasst, und die Partie wurde in die Halle verlegt. Thiemo hat dort mit seinem Service natürlich einen Vorteil und lag bereits 6:3 und 5:2 vorne. Er hatte sogar Matchbälle, ich bin aber immer besser ins Match gekommen. Und bei 4:5 hatte ich drei Breakbälle auf 5:5. Da hat er seinen ersten Aufschlag ins Out gesetzt, und danach ist er durchgedreht und wollte nicht mehr weiterspielen - bis er eben disqualifiziert wurde.

Im tennisweb.at-Forum wurde geschrieben, dass der Ball klar gut war ...

Mario: Der Ball war out, außerdem hatte Thiemo ja noch immer seinen zweiten Aufschlag. Warum er also bei dem Stand ausgeflippt ist, weiß ich wirklich nicht.

Was könnte deiner Meinung nach der Grund gewesen sein?

Mario: Es gibt immer Probleme, wenn Thiemo am Verlieren ist. Früher, als ich eins und null gegen ihn verloren hab, war er immer total nett und fair. Sein Abtreten ist für mich absolut nicht nachvollziehbar; er bringt sich um seinen Preis. Aber das ist ja nicht mein Problem, mich hat es nicht gestört, dass ich Landesmeister geworden bin.

Thiemo, wie war das Match aus deiner Sicht?

Thiemo: Bei 6:3, 5:4 und Einstand für mich gibt Mario einen Ball, der einen halben Meter im Feld war, out. Der Oberschiedsrichter Josef Bobrowsky hat uns auch jemanden auf den Stuhl gesetzt – der aber merkwürdiger Weise nicht entscheiden durfte –, und der hat ihn auch klar gut gesehen.

Was war dann?

Thiemo: Dann hat der Oberschiedsrichter eine Verwarnung gegen Haider-Maurer wegen unsportlichen Verhaltens ausgesprochen. Ich dachte, es wäre jetzt Vorteil für mich – es war ja Marios zweite Verwarnung –, doch dann hieß es, ER hat Vorteil, und ICH hatte den Strafpunkt bekommen. Da ist mir der Kragen geplatzt, das ist doch ein Kasperltheater! Die Leistung vom Oberschiedsrichter war katastrophal. Und das nicht zum ersten Mal. Die Schiedsrichter sind überhaupt ein Riesenproblem im österreichischen Tennis.

Warum denn das?

Thiemo: Die Schiris kennen sich einfach nicht aus! Keiner traut sich durchzugreifen! Jedes Mal, wenn ich gegen Mario spiele, führt er sich fürchterlich auf. Jedes Mal kommt er damit durch, und ich werde für jede Kleinigkeit bestraft.

Abzutreten ist aber keine Kleinigkeit.

Thiemo: Natürlich nicht. Aber es geht jetzt gar nicht so um dieses eine Match. Die Schiris müssen mehr Mut zeigen und durchgreifen, wenn Leute derart unsportlich werden. Ich erinnere mich noch daran, als ich gegen Daniel Köllerer in Wieselburg gespielt habe. Er hat den Schiedsrichter aufs Ärgste beschimpft, und als ich gefragt habe, warum er denn keine Verwarnung kriegt, meinte der Schiedsrichter nur: "Ich hab mich dadurch nicht beleidigt gefühlt." Ich bin es als Sportler leid, dass so etwas durchgeht.

Schiedsrichterdiskussionen gibt es in jedem Sport.

Thiemo: Es ist nicht das erste Mal, dass es mit Mario Probleme gegeben hat. Die Chemie zwischen uns stimmt einfach nicht. Ich bin kein Engel, aber ich versuche, meine Matches fair zu gewinnen. Daher mein Appell an alle: Fairness muss in unseren Sport einziehen. Manche Leute tun einfach, was sie wollen, das nimmt mir den Spaß an meinem Sport.

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