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Dienstag, 21.12.2004
Schiessi ist heiß auf die ATP-Tour
 
tennisweb.at zieht in einer Serie mit den besten heimischen Tennisspielerinnen und Tennisspielern die Bilanz der Saison 2004. Thomas Schiessling legte heuer eine Bomben-Saison hin: zehn nationale Turniersiege, darunter der Sieg bei den Staatsmeisterschaften. Die 88:6-Matchbilanz spricht für den Neunten der ÖTV-Rangliste, der jahrelang wegen Kniebeschwerden nur mit Schmerzmitteln den Tennisplatz betreten konnte. 1998 war er bereits 257. der ATP-Weltrangliste, aktuell die Nummer 909. Doch das soll sich ändern, denn jetzt sind die Schmerzen weg, und Tommy wieder da.

Ein sensationelles Jahr liegt hinter dir. Wie siehst du 2004?
Es war eines der absolut besten Jahre. Viel zufriedener kann ich nicht sein - wenn man bedenkt, dass ich wegen meiner Kniegeschichte zu Beginn des Jahres vier Monate pausiert habe.

Zehn Turniersiege, Nummer neun der ÖTV-Rangliste, Staatsmeister und damit die Kitzbühel-Wildcard …
Eigentlich waren es elf Turniersiege - in der Schweiz hab ich eines der größten Preisgeldturniere gewonnen. Es war wirklich ein gutes Jahr, oder besser gesagt: sehr gute acht Monate.

Vier Monate keine Einnahmen machen sicher auch finanziell Druck, oder?
Auf jeden Fall. Ich bin von ganz unten gestartet, bei Kategorie VI-Turnieren, wusste nicht ob die postoperativen Knieprobleme wegen dem Bluterguss weggehen werden. Dass es dann so gut rennt, hab ich mir natürlich nicht erträumt.

Du hast ja gleich 19 Matches in Folge gewonnen. War mit dem Knie gleich alles okay?
Nicht am Anfang. Die ersten paar Wochen hab ich noch gekämpft mit dem Bluterguss von der Operation, danach wurde es besser. Der chronische Knieschmerz über der Kniescheibe, den ich seit fünf Jahren habe, war unverändert da. Aber dann bin ich an einen Homöopathen in Italien geraten, der die Knieschmerzen auf meine Mandelnarben zurückgeführt hat. Immer wenn ich Schmerzen hab, fahr ich hin und lass mir die Narben mit einem homöopathischen Mittel spritzen - und die Schmerzen sind weg!

Du bist also absolut schmerzfrei?
Ja, so gut wie, und das ohne jedes Schmerzmittel. Ich hab ja in den letzten fünf Jahren nur mit Voltaren (Schmerzmittel, Anm. d. Red.) spielen können, schon in der Früh vor dem Einschlagen hab ich etwas nehmen müssen, um überhaupt auf den Platz gehen zu können.

Wenn's nach deinen Ärzten gegangen wäre, hättest du ja schon längst nicht mehr spielen dürfen …
Ja, das stimmt. Nach meinen ersten paar Operationen haben die Ärzte gemeint, mit dem Profisport wird es nichts mehr. Da war ich 17 oder so. Ich hab einfach weiter gemacht und der Knorpel im Knie ist jetzt in einem viel besseren Zustand als vor ein paar Jahren. Und seit der homöopathischen Behandlung sind sogar meine chronischen Knieschmerzen, die ja mit dem Knorpel nichts zu tun hatten, auch weg.

Wie lange kannst du noch weiterspielen?
Wenn's so bleibt, sicher noch fünf Jahre. Und in der Form, die ich momentan habe, versuch ich's nächstes Jahr noch mal auf der Tour.

Du bist so richtig euphorisch. Deine "Weggefährten" in der nationalen Turnierszene, Ingo Neumüller und Rainer Falenti sprechen schon vom Aufhören …
Die haben nicht mehr den Enthusiasmus, aber sie gewinnen halt auch weniger. Ich hab immerhin bei jedem nationalen Turnier zumindest Finale gespielt, hab sehr gute Mannschaftsmeisterschaftsverträge - das ergibt schon einen Verdienstunterschied.

Um welche Summen dreht es sich da?
Rainer hat zum Beispiel sechs Mal gegen mich verloren, dann noch ein paar Mal gegen Ingo - da entgehen einem schon mal schnell 100.000 Schilling.

Finanziell bist du mit deinem Jahr also zufrieden?
Es war natürlich wesentlich besser, als ich im April befürchtet habe. Ich habe bis Anfang Mai nicht gewusst, ob ich die Ligen spielen kann. Und wenn man dann in acht Monaten 94 Turniermatches spielt und davon nur sechs verliert, bleibt schon etwas über.

Eine Bilanz wie Roger Federer! Gegen wen hast du verloren?
Gegen Walter Treu in der Halle in Kärnten, gegen Alexander Waske in Ischgl auch in der Halle, gegen Ingo Neumüller in Nettingsdorf, gegen einen Schweden in der Deutschen Bundesliga und zweimal gegen Werner Eschauer - aber das Bundesliga-Match und Kitzbühel waren besonders bitter.

Du warst ja angeschlagen …
Ich bin - zum ersten Mal in meinem Leben überhaupt - umgeknöchelt und konnte mich nicht gut bewegen. Ausgerechnet beim Training für das wichtigste Turnier des Jahres passiert das. In der Bundesliga hab ich die Partie am Quali-Wochenende von Kitz dann praktisch hergeschenkt, in der ersten Runde gegen Eschauer war ich auch nicht voll da. Aber er liegt mir auch überhaupt nicht - Eschauer hat mich später auch in der Staatsliga besiegt.

Zurück zur ATP-Tour: Ist jetzt nicht böse gemeint, aber ist es mit 30 nicht schon etwas spät?
Ich bin richtig heiß auf die Tour. Ich hab in den ersten Monaten des Jahres ja keine wichtigen Turniere, und außerdem fahr' ich ja nicht nach Indien zum Satellite, sondern spiel' zunächst Futures in der näheren Umgebung - Deutschland und Italien. Ich hätte auch gerne die Salzburg-Futures gespielt, aber die gibt's ja jetzt doch nicht, was mich ja wundert.

Wieso?
In Kitzbühel bin ich mit Thomas Muster, Johannes Ager und unserem Trainer Hakan Dahlbo zusammen gesessen. Der Tom hat gemeint, es gibt 2005 zehn Futures und er hat in der Steiermark schon mehr Geld aufgetrieben, als er anbringen kann. Und jetzt fehlen auf einmal 7.000 Euro für 3 Futures in Salzburg …

Und wie viele Punkte sollen es bei den Futures werden?
Es wär' toll, wenn ich in vier Monaten 40 Punkte machen könnte. Dann wär's im Sommer möglich, Quali bei Challengern zu spielen - ich würd's gern einfach noch mal wissen.

Dein Ziel für nächstes Jahr sind also die ATP-Punkte?
Tja, mal schauen. Natürlich will ich in erster Linie Geld mit dem Tennis verdienen. Ein wichtiges Ziel sind natürlich wieder die Staatsmeisterschaften, und bei den nationalen Turnieren möglichst ohne Ausrutscher nach unten zu bleiben.

Du hast vorher gesagt, fünf Jahre willst du noch weiterspielen. Was kommt danach?
Ich weiß noch nicht. Mein Coach meinte neulich, dass ihm meine Tagebucheinträge auf meiner tennisweb.at-Website sehr gut gefallen. Vielleicht bekomm ich mal meine eigene Kolumne - das würde mir gefallen.

In deiner ersten Kolumne könnte es um die jungen Österreicher gehen, du kennst ja so ziemlich alle Spieler ganz gut. Wer hat nach Melzer, Koubek und Peya die besten Chancen ein Großer zu werden?
Für mich hat Marco Mirnegg das größte Potenzial; er hat die schnellsten Schläge, den besten Aufschlag der nächsten Garde. So einer kann auch auf Challengern etwas gewinnen. Auch Johannes Ager spielt gut, hat keine Schwäche, ist ein gefährlicher Spieler.

Was ist mit Köllerer oder Eitzinger?
Köllerer ist tough zu spielen, aber ich bin mir nicht ganz sicher, ob er in die ersten 100 kommt. Rainer Eitzinger hab ich länger nicht gesehen, aber ich denke, dass es für ihn ab Challenger-Ebene sehr hart wird. Um 200 kann er aber sicher kommen.

Interview:




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