tennisweb.at - Geh ans Netz! Österreichische Tennisnews, Eintrag 188: Freitag, 29. Oktober, Basel.

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Freitag, 29.10.2004
Eintrag 188: Freitag, 29. Oktober, Basel.

Naja, was soll ich sagen ... brutale Fehler gemacht, Chancen vergeben, aber trotzdem gewonnen. Ein geiles Gefühl.

Zuerst möcht ich mich bei allen bedanken, die mit SMS, Mails und Anrufen gratuliert haben, es ist ein Wahnsinn. Besonders gefreut hab ich mich aber über drei SMS: Über die vom Jürgen, vom Julian und vom Alex. Das hab ich echt lässig gefunden, dass mir die drei sofort gratulieren.

So, jetzt zum Match:

Gestern hab ich den ersten Satz gegen den Gaudio rechts-links gespielt. Heute bin ich den ersten Satz rechts-links gegangen. Der Ljubicic hat am Anfang unglaublich serviert, permanent mit 200 an oder auf die Linien, da schaust du wirklich nur zu. Außerdem hab ich ein frühes Break kassiert, das ist gegen einen guten Aufschläger natürlich doppeltes Gift - er hat dann noch lockerer und noch besser serviert.

Im zweiten ist es mir dann gelungen, meinen Aufschlag länger zu halten. Und dann war klar, dass irgendwann eine Chance zum Break kommt. Gekommen ist sie dann in allerletzter Sekunde. Ich glaub, es war überhaupt mein erster Breakball in der Partie, den ich zum 7:5 verwertet hab.

Ich bin ziemlich optimistisch in den dritten Satz gegangen, weil ich gewusst hab, er ist weniger fit als ich. Außerdem war klar, dass er nicht mehr so servieren kann wie im ersten, weil er langsam müde wird. Ich hätte die Partie bei 4:3 entscheiden können, da hab ich aber ein 0:40 bei seinem Aufschlag saublöd vergeben - zweimal zweiter Aufschlag, da war der Ball zweimal im Spiel. Und bei 5:4 hab ich sogar Matchball gehabt. Wieder zweiter Aufschlag, super Return, und dann hab ich die Vorhand versemmelt. Das war ein brutaler Fehler.

Vier Chancen vergeben, das war echt keine Meisterleistung - aber was dir normalerweise auf den Kopf fällt, macht bei mir offenbar im Moment nix aus. Ich hab mir das alles schon erarbeitet und spiel' jetzt auch wirklich gut. Aber das allein reicht nicht immer. Das muss man auch dazusagen: Das Pech, das ich im Frühjahr oft gehabt hab, kommt jetzt als Glück zurück.

Ich hab mein Aufschlagspiel dann bei 5:5 wieder sehr souverän gespielt, natürlich auch weil er einfach nicht mehr wirklich Lust gehabt hat viel zu rennen. Ich hab beim nächsten Game wieder die Chance gehabt - wieder Matchball, und diesmal hat er einen Volley verhaut.

Semifinale - unglaublich. Ein richtig geiles Gefühl. Und noch geiler ist es natürlich, weil mich die Leute hier ein bissl adoptiert haben, sozusagen. Nachdem der Roger rausgezogen hat, bin ich als Österreicher sozusagen der Lokalmatador. Die Leute klatschen mich ein und feuern mich an, da stimmt die Chemie.

Wo die Chemie weniger stimmt, das ist zwischen dem Jiri Novak und mir - nicht persönlich, aber auf dem Tennisplatz. Mir wäre lieber gewesen, der Henman hätte das letzte Viertelfinale gewonnen. Aber wie ich im Hotel grad gesehen hab, hat der Novak die Partie gewonnen. Ich hab mir das Match angeschaut, aber viele Fehler hab ich beim Novak nicht gesehen. Und ich hab ziemlich genau hingeschaut ...

Ich hab's eh schon oft gesagt: Für den Novak bin ich der absolute Lieblingsgegner. Ich glaub, zwischen uns steht's 5:0 oder 6:0. Der spielt extrem solide, der kann alles, macht keine Fehler - und außerdem passt mein Spiel ganz genau zu seinem, er weiß normalerweise in jeder Situation ganz genau, was er tun muss gegen mich.

Normalerweise bin ich gegen ihn kompletter Außenseiter. Aber was ist derzeit schon "normalerweise" - ich bin hier so locker, spiel so gut und hab soviel Selbstvertrauen, dass ich vielleicht sogar gegen den Novak einmal eine Partie gewinn ... schauma mal.

CU auf tennisweb.at!

Euer

PS: Es gibt eine sehr nette ältere Dame in Amerika, die ein großer Fan von uns Österreichern ist. Sie hat gerade eine sehr schwere Zeit. Ich möcht' die Barbara ganz besonders grüßen und ihr alles Gute wünschen.

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