Sonntag, 2.5.2004
"Futures und Satellites sind für mich gestorben"

Heuer wollte Marko Neunteibl unter den besten 150 der ATP stehen, doch derzeit ist er schlechter als zu Jahresbeginn platziert. Ab sofort will die aktuelle ATP-Nummer 301 nur noch bei größeren Turnieren auf Punktejagd gehen.

Bis Mitte März lief es für dich ziemlich schlecht, du hast kein einziges Match gewonnen. Was war da los?

Ich hab bis vor einem Monat schlecht gespielt, hab zuwenig am Court trainiert. Ich habe vorwiegend an meiner Grundlagenausdauer gearbeitet, spielerisch ging bisher nicht viel weiter.

Aber seit dem Masters beim Chile-Satellite ging es bergauf - dort das Semi erreicht, in Olbia dann zum ersten Mal für einen Challenger qualifiziert ...

Ich bin jetzt spielerisch wieder auf dem Level von 2003. Es hat leider recht lange gedauert, bis ich so weit war. Aber zuletzt habe ich gut gespielt: In Olbia hab ich gegen Stanislas Wawrinka blöd im dritten Satz verloren, der steht in den Top 150.

Klingt danach, als hättest du in der Vorbereitung etwas falsch gemacht, wenn du erst jetzt wieder auf dem Level von 2003 bist.

Nein, sicher nicht. Ich musste an meiner Kondition arbeiten, so etwas braucht Zeit. Jetzt bin ich fitter denn je, körperlich bin ich unglaublich stark. Jetzt arbeite ich auch wieder vermehrt am Tennisplatz, und ich spiele vor allem mit stärkeren Leuten. Es geht von Tag zu Tag besser.

Mit wem spielst du?

Ich trainiere viel mit Werner Eschauer, er gibt mir auch viele Tipps. In Italien hab ich auch mit Tomas Behrend gespielt, auch Daniel Köllerer ist einer meiner Trainingspartner.

Wo liegt derzeit der Unterschied zwischen dir und diesen Spielern?

Bei den Challengers hab ich gesehen, dass der Unterschied beim Aufschlag und beim Return eklatant ist. Die Burschen bei den größeren Turnieren geben ihre Servicegames kaum ab und retournieren unglaublich. Da hab ich sicher noch Aufholbedarf, mit meiner Größe von 1,94 darf ich normalerweise auch keine Breaks zulassen.

Diese Spieler sind alle um Rang 150 der ATP-Rangliste platziert - Behrend etwas besser, Eschauer und Köllerer etwas schlechter. Zu Beginn des Jahres hast du gesagt, da willst du heuer auch hin. Steht das Ziel noch?

Auf jeden Fall. Ich will heuer in die Top 150, das ist nach wie vor mein erklärtes Ziel.

Und wie willst du die fehlenden 150 Punkte machen?

Ich spiele jetzt nur mehr Challenger und Quali bei Grand Prix-Turnieren. Futures und Satellites sind für mich gestorben. Ich hab in den letzten Wochen gemerkt, wie schnell man sich beim Training und auch bei Matches mit besseren Spielern steigern kann. Und bei Futures und Satellites ist das Niveau nun mal nicht so hoch.

150 Punkte wären drei 50.000 Dollar Challenger-Titel. Traust du dir das zu?

Sicher! Es kann sehr schnell gehen. Ich traue mir heuer auf jeden Fall gute Ergebnisse bei Challengern zu. Auch den einen oder anderen zu gewinnen ist realistisch.

Und wenn es nicht klappt - stehst du finanziell unter Druck?

Für mindestens zwei Jahre hab ich keine Geldsorgen. Ich habe zwei Sponsoren aus meiner Heimat Waidhofen an der Ybbs: Das sind die Firma Harreither, Marktführer bei intelligenten Energiesystemen; und bereits seit fünf Jahren die Firma Forster, die unter anderem die Verkehrsschilder produziert.

Wie sieht dein langfristiger Marschplan aus?

Zunächst möchte ich heuer unter die Top 150. Nächstes Jahr will ich mich in den Top 100 etablieren, dafür muss man konstant Challenger gewinnen. Dort will ich dann bleiben und mich natürlich kontinuierlich steigern. Mit der Unterstützung meiner Sponsoren kann ich zwei Jahre in aller Ruhe daran arbeiten und mich auf meine Ziele konzentrieren. Sollte ich es in dieser Zeit nicht geschafft haben, kann ich mir immer noch über Alternativen den Kopf zerbrechen.

Interview: