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Freitag, 28.5.2004
Die Auferstehung des Stefan K.


Niederlagen, Verletzungen, Krankheiten, kurzzeitig sogar Abschied von den Top 100 - es ist nur ein paar Wochen her, dass Stefan Koubek in der tiefsten Krise seiner bisherigen Karriere steckte. Nun steht er nach zwei bemerkenswerten Erfolgen über David Sanchez und Ivan Ljubicic in der dritten Runde der French Open. Ein Erfolg, den ihm kaum jemand zugetraut hätte. Der allerdings gar nicht so zufällig kam, wie Koubek-Trainer Günter Bresnik im tennisweb.at-Interview erklärt.

Wem muss man nun gratulieren: dem Trainer oder dem Schützling?

Ihm, dem Stefan. Er hat für diesen Erfolg gearbeitet, gerackert. Er hat von sich aus ein paar Dinge umgestellt - und ich betone: von sich aus.

Was genau hat er umgestellt?

Seine Ernährungsgewohntheiten zum Beispiel, seine Einstellung zum Training. Er wollte mehr trainieren, er wollte ein paar Kilo abnehmen - ich betone: er wollte. Von selber. Als Trainer bist du eine Treppe, kein Lift. Den Weg hinauf muss der Spieler selber gehen. Den geht er jetzt.

Für einen Außenstehenden unverständlich, dass das alles jetzt so schnell geht. Er war im Keller ... in welchem Stock ist er jetzt?

Jedenfalls noch nicht oben. Er ist schnell, fit, vor allem gesund, er hat Spaß am Tennis. Aber spielerisch ist er noch lange nicht dort, wo er sein kann. Ich habe gesagt, dass das ein halbes Jahr oder vielleicht sogar ein Jahr dauern kann, und dabei bleib' ich. Voraussetzung ist natürlich, dass er verletzungsfrei bleibt. Das ist bis zu einem gewissen Grad auch eine Glückssache.

Dieses Glück hat er jetzt.

Genauso wie er vorher Pech hatte. Verletzungen, Krankheiten - und das auch zu den ungünstigsten Momenten. Das war extrem schwer für ihn. Aber Glück allein genügt auch nicht. Glück heißt ja nur, dass man eine gute Chance hat. Ausnützen muss man sie selber.

War die Söderling-Partie in St. Pölten der Knackpunkt?

Die war sehr wichtig. Er hat wochen-, monatelang hart gearbeitet und keinen Erfolg gehabt. Das war eine wahnsinnig schwere Zeit für ihn. Dieser Erfolg hat seine Arbeit bestätigt, das war der erste Lichtblick. Und dann ist es Schritt für Schritt weiter gegangen: Am Sonntag hier der Sieg in der Exhibition gegen den Verdasco, dann Sanchez, dann Ljubicic.

Hättest du mit diesen Siegen gerechnet?

Gerechnet, nicht gerechnet - egal. Das gegen den Sanchez war richtig gut. Da war alles drin: Vorsprung, vergeben, zurück gekämpft, und im fünften ein 6:0. Da hat er gesehen, dass er körperlich gut genug ist, um einen sehr guten Spanier zu zerlegen. Dann Ljubicic, da hat das Konzept gepasst, und er hat's ganz konsequent und cool durchgezogen. Das war kein Tennis für die Tribüne, sondern fürs Scoreboard. Wieder eine sehr gute Leistung.

Jetzt Nalbandian ... die Chancen?

Die Leute reden gern von Pflicht und Kür. Der Stefan hat hier seine Pflicht schon sehr, sehr gut erfüllt. Er ist mitten in der Kür.

Nachgefragt: Die Chancen?

Er ist jetzt wieder gut genug, um auch einen wie den Nalbandian zu ärgern. Aber haushoher Favorit ist natürlich der Nalbandian - der ist ein Top-Ten-Spieler in einer momentan guten Form.

Bemerkenswert ist das Favoritensterben in Paris - da würde doch eine weitere Überraschung ganz gut reinpassen ...

Stefan hat schon zwei Überraschungen geliefert. Er hat seinen Beitrag in der Hinsicht schon geleistet. Es ist aber extrem, wie dicht es geworden ist, noch dichter, sogar im Vergleich zum Vorjahr - die Nummern 10 und 200 sind noch enger zusammengerückt.

Was sagen die anderen Spieler eigentlich zur Auferstehung des Stefan Koubek?

Da sind Grand Slams die besten Barometer. Da sitzen in der Umkleide alle Spieler vor den Bildschirmen, auf denen alle Partien übertragen werden. Und jetzt ist es wieder so, dass die Spieler wieder diesen Respekt vor dem Stefan kriegen. Einem Semifinalisten der Vorwoche ein 6:0 im fünften umgehängt, gegen den Hamburg-Semifinalisten klar in vier Sätzen gewonnen - das nehmen die Spieler schon sehr genau wahr. Da entsteht schnell wieder eine Art Nimbus in der Richtung, dass du gegen den Koubek nicht locker auf den Platz gehst, sondern mit Respekt und dem Gefühl, dass du ihn schlagen musst und dass er dir's nicht leicht machen wird. Das sind alles Dinge, die jetzt ganz langsam beginnen, wieder eine Rolle zu spielen.

Langsam? Doch eher rasend schnell, wenn wir ein paar Wochen zurück denken.

Die Entwicklung vom Stefan war langsam, Schritt für Schritt, weil er hart dafür gearbeitet hat. Er selber hat's gesagt, ich hab's gesagt. Nur hat's uns keiner geglaubt. Vor zwei Wochen hat's auf tennisweb sogar die Umfrage gegeben, ob er je wieder Top 100 wird - jetzt erwarten die Leute einen Sieg über den Nalbandian von ihm, der gemeinsam mit dem Federer wahrscheinlich der zur Zeit kompletteste Spieler der Welt ist. Das ist schon ein bisschen absurd, oder?

Aber es hat eben vor ein paar Wochen danach ausgesehen, als würde er sich nicht und nicht derfangen.

Von außen ja. Und ich habe damals auch gesagt: Wenn er sich aus dieser Krise rauskämpft, dann verdient er höchsten Respekt. Er ist noch nicht draußen aus der Krise, man darf diese paar Erfolge jetzt nicht überbewerten. Es wird wieder Rückschläge und Niederlagen geben. Aber ich wiederhole, was ich schon vor ein paar Wochen gesagt habe: Er ist gut unterwegs. Vielleicht glaubt man mir's ja jetzt.

Interview:




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