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Freitag, 8.10.2004
Wilde Vergaben
 
Mittels Wildcards dürfen heuer zwei absolute Rookies die raue Luft der großen Tour schnuppern. Ein Zeichen in die richtige Richtung?

 
In der Stadthalle werden € 682.750.- ausgespielt – € 400.- davon sind jeweils für Andi Haider-Maurer und Christoph Hödl reserviert. Weiters erhalten sie ihren ersten ATP-Punkt – ein zweiter wird kaum möglich sein, denn dazu müssten sie eine Runde gewinnen.

Da der Cut-Off für die Quali der BA-CA Trophy auch heuer nicht über Rang 250 liegen kann (eher deutlich darunter), müssten die beiden dazu gegen Spieler vom Kaliber eines Werner Eschauer oder Julian Knowle gewinnen. Dabei handelt es sich meiner Ansicht nach um ein (noch) unmögliches Unterfangen für zwei 17-Jährige, die in der Weltrangliste nicht unter den besten 42 Österreichern – nämlich gar nicht – zu finden sind.

ÖTV-Sportdirektor Stan Franker entfernt sich mit seiner Entscheidung für die zwei Youngsters recht weit von seinen eigenen Vorgaben für Jugendliche, die „solche Turniere spielen sollen, bei denen sie mit einem Siege-Niederlagen-Verhältnis von 2:1 rechnen können“. Dazu wäre eine erfolgreiche Qualifikation für den Hauptbewerb eines Turnieres nötig, das als „International Series Gold“-Veranstaltung zur dritthöchsten Kategorie nach Grand Slam- und Masters-Turnieren zählt. Das wird nicht gelingen.

Da damit zu rechnen ist, dass sich zwei Fachmänner (Franker und Muster) ihre Gedanken gemacht haben, kann es hier nicht primär um den Sieg gehen: Haider-Maurer und Hödl erhalten ein „Freispiel“, einen ersten wertvollen Punkt, der ihnen nächstes Frühjahr den Einstieg in die Future- und Satellite-Ebene bedeutend erleichtert. Das ist schön für sie – zumal beide nach Aussage ihres Trainers Thomas Strengberger im kommenden Halbjahr ihr Hauptaugenmerk noch auf ITF-Turniere legen werden, wo ihnen der ATP-Punkt nichts bringt.

Hätte es keine geeigneteren Kandidaten gegeben, die den Punkt jetzt gleich brauchen könnten, die vielleicht sogar eine realistische Chance hätten, eine Runde zu überstehen? Zu Frankers Glück drängen sich die Alternativen nicht wirklich auf: Melzer, Koubek, Peya und vermutlich auch Knowle sind im Hauptbewerb. Mlynarik spielt eine Turnierserie in Amerika, Eschauer ist weder ein Newcomer noch ein Hallenspieler – gleiches gilt für Wiltschnig oder auch Neunteibl. Marach stagniert, Eitzingers Spiel ist für Sand prädestiniert – und dann hätten wir die Top 500 derjenigen, die potentiell in der Lage wären, eine Runde zu gewinnen, durch.

Mit drei Ausnahmen: Daniel Köllerer wurde seinem Ruf als „Enfant terrible“ offensichtlich ein Mal zu oft gerecht, sodass die ATP die Notbremse zog und ihn für acht Wochen vom Turniergeschehen suspendierte. Vielleicht lernt er ja was draus – z.B. ob es sich lohnt, für 30x Schlägerwerfen, 70x Fluchen und eine halbe Tätlichkeit einen Auftritt bei Österreichs Hallenturnier Nummer I zu vergeigen.

Johannes Ager, hoffnungsvolle 20 Jahre alt, erhielt eine Wildcard für Kitzbühel, stand bei einem Future in Kramsach im Finale und hat ansonsten eine sehr durchwachsene Saison. Also auch kein „must“ für ein Freispiel.

Bleibt noch Marco Mirnegg, der im letzten Monat auf der Knochentour der Futures durchaus für Furore sorgte, einen davon gewann und ein Finale sowie zwei weitere Semifinali erreichte – Tendenz stark steigend. Und der Junge ist auch erst 22.

Dass der Oberösterreicher nicht genannt wurde, vermutlich nicht einmal zur Diskussion stand, deutet wiederum darauf hin, dass Franker ein Zeichen setzen wollte: Offiziell für die Jugend – denn dagegen kann man ja kaum was sagen, wenn man am Fortkommen des österreichischen Tennis interessiert ist. Im Hintergrund steht allerdings ein Zeichen für den Verband: „Kommt zu uns, Ihr seht ja, was wir für Euch tun können!“ Und das ist bedenklich – denn in nackten Zahlen gemessen gibt es eben 42 Österreicher, die schon mehr erreicht haben als die beiden Auserkorenen und zumindest einen, der sich jedenfalls eine Chance auf einen internationalen Auftritt verdient hätte. Nur ist der nicht beim ÖTV – und ich bezweifle, ob das tatsächlich kein Kriterium war.

tennisweb-Kolumnist Arno Dupal ist stellvertretender Chefredakteur des Magazins "Happy Tennis".

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