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Freitag, 15.10.2004
Zweiter Aufschlag
 
Meinungsumfragen und Symposien meinen, Tennis sei "in" und "cool". Warum ist dann die Stimmung nicht besser?

 
"Hurra, wir leben noch!" Über eine Million Menschen in Österreich spielen Tennis, knapp 200.000 davon schwingen den Schläger in einem von 1.470 Vereinen. Das sind doch beeindruckende Zahlen, oder? Was beim Symposium am Rande der BA-CA-Trophy wohlweislich verschwiegen wurde, ist die Tatsache, dass in vielen dieser Vereine die Stimmung zwar nicht direkt cool ist, dafür aber unterkühlt.

Verständlich, wenn die Mitgliederzahlen noch vor ein paar Jahren im dreistelligen Bereich waren, während jetzt 20 versprengte Hanseln ihren Obulus entrichten. Zuerst wurden die Jugendmannschaften aufgelassen, dann löste sich die Kampfmannschaft mangels Interesse in Nichts auf, und heute sind von den regelmäßigen Tennisspielern nur mehr zehn Prozent noch nicht in der Pension. Nur gut, dass die Pensionisten immer mehr und immer rüstiger werden - dieser Grundstock sorgt dafür, dass die Plätze noch auf Jahre hinaus nicht gänzlich vermoosen. Was fehlt, ist der Nachwuchs. Wenn Jugendliche am Sonntag Vormittag immer noch vom Platz gestampert werden, weil ein g'standenes Altherrendoppel die Ruhe von Wimbledon benötigt, braucht man sich auch nicht zu wundern.

Und was tun wir gegen schlechte Stimmung? Also erstens gibt es gar keine Krise, siehe oben. "Von den regelmäßigen Tennisspielern reduzierten in den letzten zwei Jahren nur 26% ihr Pensum", sagt die Presseaussendung zum Symposium. Was mich wundert, sind die fehlenden Anführungsstricherl beim "nur". 26 Prozent, Leute, das ist ein Viertel, oder, als nackte Zahl vielleicht noch beeindruckender, 25.000 Tennisspieler, die "reduziert" haben! Keine Alarmglocken?

Zweitens müssen Regeländerungen her. Ein hochrangiger Vertreter des zweitgrößten heimischen Printmediums kam mit dem nicht allzu neuen Vorschlag der Abschaffung des zweiten Aufschlags, was de facto die Abschaffung des ersten bedeutet. Brauchen wir unbedingt, so notwendig wie größere Bälle und ein verkleinertes Aufschlagfeld. Leider hätte es mit nur einem Aufschlag einige der größten Charismatiker der letzten Jahrzehnte nicht gegeben. John McEnroe, Boris Becker, Goran Ivanisevic und Andy Roddick wären mit Sicherheitseinwürfen alles mögliche geworden, nur keine Grand Slam-Sieger. Also verpacken wir diesen Vorschlag gleich wieder in der Mottenkiste und schauen, was man sonst tun könnte.

In Wahrheit gibt es tatsächlich keine Krise des Tennis, aber sehr wohl eine Krise des Funktionärswesens. Die zieht sich dafür von ganz oben bis zum stellvertretenden Kassier des TC Hintertupfing durch. Bei kaum einem Verein in ganz Österreich hätte es Serena Williams im Nietenoutfit geschafft, den Platz zu betreten - spätestens beim Durchqueren des Clubhauses wäre sie von einem Haufen rechtschaffen entrüsteter Hausfrauen gesteinigt worden. Mit Sanktus des ÖTV, selbstverständlich. Serena würde so auch nicht Meisterschaft spielen dürfen - laut Paragraph irgendwos, Absatz zwo, ist das nämlich sicher kein Tennisoutfit. Ich bezweifle zwar, ob Scharen heranwachsender Mädels schon zum Intersport gepilgert sind, um verschämt nach einem "sehr kleinen Schwarzen mit Nieten" zu fragen - aber es wär' eh wurscht: Sie dürfen's ja sowieso nicht anziehen. Und wenn Haas, Nalbandian und Co. in Muskelshirt und Schlabberhose werken, ein solches Outfit aber auf unserer nationalen Bühne nur äußerst zähneknirschend zur Kenntnis genommen wird, ist das auch eher altvaderisch als cool.

Und ganz unten, an der Vereinsbasis, wie sieht es da aus? Wer seinen Mitgliedsbeitrag nicht bis 1.4. bezahlt hat, wird gesperrt, Gäste nur mit Gästemarkerl um 3, 5 oder 7 Euro (je nach Vereinsgröße), kein lautes Lachen am Tennisplatz, Jugendliche nur bis 16 Uhr, nachher vielleicht in Begleitung des Papas - bist Du deppert, is' des cool!

Was wir brauchen sind Manager statt Funktionäre, Anpacker statt Verwalter, Ideengeber statt Bewahrer des Alten und bei Gott niemals das Zitat: "Des wor imma scho' so!" Wie wär's mit abendlichen Mixed-Turnieren samt Spanferkel, organisierten Spielpartnerbörsen, einer Gratis-Trainerstunde für Neumitglieder, Fußballtennis-Wettkämpfen und Ähnlichem mehr?

Wem das entweder zu viel Hack'n oder zu weit abseits des "weißen Sports" ist, der kann sich damit trösten, dass die verbliebenen Senioren immer brav den Platz abziehen, ihre Stunde nie überziehen und ihre Gewandung nichts zu wünschen übrig lässt. Und das ist "in"?

tennisweb-Kolumnist Arno Dupal ist stellvertretender Chefredakteur des Magazins "Happy Tennis".

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