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Freitag, 29.10.2004
Düstere Aussichten
 
Das Linzer Turnier erlaubt einen Ausblick auf das heimische Damentennis bis etwa 2010 - und der stimmt wenig hoffnungsfroh.

 
Zwei Mal im Jahr stehen die österreichischen Tennisproetten in der Auslage - und bei den meisten Auftritten hätte man sich gewünscht, die Rollos wären geschlossen geblieben. Mit einer Ausnahme, zugegeben.

Das Schlimmste, was einem Sport passieren kann, ist Desinteresse. Und im heimischen Damenbereich ist es so weit: Es ist dermaßen am Sand, dass es nicht einmal mehr der Diskussion wert ist. Wenn zwei 17-Jährige eine Wildcard für die Stadthalle bekommen, entzweit das die Tennisnation. Wenn eine 14-Jährige in Linz raue Luft schnuppern darf, regt sich nicht einmal jemand darüber auf - mangels brauchbarer Alternativen.

Und die Ergebnisse sprechen eine grausame Sprache - in einer Deutlichkeit, die keiner sich wünschen konnte: Fünf Österreicherinnen versuchten sich in der Qualifikation für Österreichs größtes Turnier, eine davon gewann eine Runde - weil sie gegen eine zweite Österreicherin spielte. Von den siegreichen Gegnerinnen der Fünf schaffte es keine einzige, eine weitere Runde für sich zu entscheiden - was auch nicht eben für deren Klasse spricht. Von den beiden Vertreterinnen im Hauptbewerb war eine ohne jede Chance - die Gegnerin verlor aber ebenso in der nächsten Runde.

Erschwerend kommt das Alter dazu: Keine unter 20, eine dafür erst 14. Ein Riesenloch von mindestens sechs Jahren tut sich auf. Was die tatsächlichen Aushängeschilder betrifft, ist das Loch sogar über 10 Jahre groß: Babsi Schwartz ist 25 und dauerverletzt, Babsi Schett ist 28 und schickt sich selbst in Tennis-Frühpension.

Eine reibungslose Übergabe an Klaffner, Hofmanova, Paszek und Co. findet also, das weiß man seit Donnerstag, nicht statt. Dabei hätte man zwischenzeitlich fast vergessen, wie unterhaltsam (in einem ausschließlich positiven Sinn) es sein kann, der Tirolerin beim Spielen zuzusehen: Aggressives Grundlinientennis wechselt mit direkt gefühlvollen Slice- und Stopbällen ab, fallweise Angriffe werden durchaus erfolgreich abgeschlossen - und gegen Schetts Aufschlagleistung in der ersten Partie lässt sich schon gar nichts sagen.

Eine Menge positives Denken wird auch notwendig sein, um Österreichs Damentennis im laufenden Jahrzehnt am internationalen Leben zu erhalten. Den Spielerinnen, die da in Linz ihr Glück versuchten, kann man im Großen und Ganzen keinen Vorwurf machen - sie haben ihr Bestes gegeben. Nur ist das in einem geradezu dramatischen Ausmaß nicht gut genug - an der Weltklasse gemessen.

Als Reaktion auf im Grunde genommen Altbekanntes erfolgt kollektives Achselzucken und die vage Hoffnung auf die übernächste Generation. Dabei könnten einige Herren ihr Haupt ohne weiteres mit Asche bestreuen dafür, was seit den Jugendjahren von Schett, Schwartz, Paulus, Wiesner und Plischke schiefgegangen ist: Die drei erstgenannten Damen haben ihren Aufstieg zu einem guten Teil dem damaligen System zu verdanken, das aus einer starken Südstadt, einer leistungfördernden Gruppe und dem wohl besten Damentrainer Österreichs in Gestalt von Alfred Tesar bestand.

Die Südstadt wurde bekanntermaßen zwischenzeitlich sportlich ziemlich heruntergewirtschaftet, Tesar vom ÖTV mit den Worten „Es gibt leider keine Mädels mehr, die Du trainieren könntest!" entlassen, und von der im Vorjahr installierten halben Mädchengruppe sind keine herausragenden Erfolge bekannt geworden.

Der „Verband Neu" versucht (wie letzte Woche ausführlich dargestellt) mit teilweise ein wenig dubiosen Methoden, Jugendliche in die Kaderschmiede zu locken und beruft sich ansonsten darauf, kein Geld für externe Förderungen zu haben.

Manche Landesverbände fördern Jugendliche ausschließlich und stur nach deren Platzierungen in der Jugendrangliste - kein Mensch interessiert sich dafür, ob einer vielleicht 20 Turniere gespielt hat, der andere aber nur die Hälfte oder traut sich gar, das Potenzial eines Spielers zu beurteilen.

Private Zentren arbeiten en gros sehr abgeschottet voneinander und wachen eifersüchtig über ihre Schützlinge - Trainingsgemeinschaften oder gar Wissensaustausch sind Raritäten.

Und so gründet die Hoffnung auf internationale Erfolge im Jahr 2010 tatsächlich auf lauter Eigeninitiativen von 14-Jährigen - ist das nicht beruhigend?

tennisweb-Kolumnist Arno Dupal ist stellvertretender Chefredakteur des Magazins "Happy Tennis".

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