Suchen
 News
 Raster
 Staats-/Superliga
 Rankings
 Community
 Partner
 Links
 
 
 
Freitag, 10.12.2004
Double Trouble
 
Doppel ist ein Minderheitenprogramm. Es wird alles getan, damit das so bleibt.

 
Sehen Sie sich in einer x-beliebigen Tennishalle um: Drei von vier Matches finden zu viert statt. Sei es aus Gründen der Sparsamkeit, sei's, weil Doppel einfach lustig und kommunikativ ist - Tatsache ist, dass im Hobbybereich dem Doppel die qualifizierte Mehrheit gehört. Kein Tenniscamp, auf dem nicht ein Doppelturnier ausgetragen würde, kein Firmenturnier, bei dem sich die Kontrahenten im Einzel messen würden.

Im Leistungsbereich kehrt sich dieses Verhältnis um: Hier wird Doppel als Lückenbüßerspiel angesehen, das nur dann stattfindet, wenn aus irgendwelchen Gründen zu viele Spieler um zu wenige Plätze raufen. Auch international werden Doppelbewerbe zusehends zurückgedrängt - Raster verkleinert, die Verteilung des Preisgelds zugunsten des Einzels geändert. Das Fernsehen - nicht der ORF, für den Tennis schon an sich uninteressant ist - trägt dem Trend Rechnung, indem sich für Doppel keine Übertragungszeiten finden.

Warum sollte man den internationalen Vorgaben nicht auch im kleinen Österreich folgen? Etwa, weil wir ein Daviscup- oder Fedcup-Doppel brauchen könnten? Seien wir doch froh, dass wir endlich ein Herrendoppel haben, das an guten Tagen zur Weltspitze gehört und machen wir uns keine Gedanken darüber, wie dieses zu Stande gekommen ist: Nämlich, weil einer der beiden auch im Einzel ein Spiel durchzieht, das man 1:1 fürs Doppel übernehmen kann und weil der andere halt im Doppel viel besser platziert ist als im Einzel. Weder Alex Peya noch Julian Knowle werden allerdings behaupten, ihre Doppelstärke rühre daher, weil sie in ihrer Jugendzeit so viel Doppel trainiert hätten. Die beiden sind Ausrutscher und nicht Produkte eines Systems.

Nun kann man dem entgegenhalten, dass wir nur alle vier bis fünf Jahre ein neues Doppel für Länderkämpfe brauchen - bei den Damen halt gerade jetzt - und dafür kein eigenes System notwendig ist. Dann soll man das auch klar formulieren. Nur wissen alle, die sich im Tennis auskennen, dass der Komplex aus Aufschlag und Return auch im Einzel in den nächsten Jahren über Erfolg und Misserfolg in höheren Sphären entscheidet - und man das nirgends so selbstverständlich trainiert wie im Doppel. Aber sei's drum, das kann man auch anders lösen.
Der ÖTV jedenfalls proklamierte vor etwa einem Jahr das hehre Ziel einer "Stärkung des Doppelspiels" schon im Jugendbereich - und beschloss als erstes, die Doppelergebnisse nicht mehr in die Einzelrangliste einzurechnen sowie bei möglichst vielen Jugendturnieren einen Doppelbewerb zu veranstalten. Den Effekt der Kombinationstherapie dürfen wir nach Ablauf dieses Jahres bewundern.

Nehmen wir vielleicht als Beispiel Österreichs bestorganisierte Serie an Jugendturnieren, den Isospeed tele Junior Circuit. Der Homepage entnehme ich, dass heuer bei neun Turnieren auch ein Doppelbewerb stattfinden hätte sollen. Selbige Homepage verrät mir weiter, dass tatsächlich nur bei vier (von 17!) Turnieren auch Doppel gespielt wurde. Dabei gelangten nie mehr als eine Altersklasse bei Burschen und Mädchen zur Austragung - im Einzel waren es jeweils deren vier. Die besten elf Doppelpaare waren für das Masters qualifiziert - leider gab es dort keinen Bewerb dazu. Die Krönung war aber das kürzlich ausgetragene Doppelturnier in Baden, bei dem vor allem der U16-Bewerb der Burschen zu Tränen rührt: Insgesamt fünf Paare spielten im Round Robin um den Titel - und eine(!) Partie wurde tatsächlich am Platz ausgetragen. Die restlichen neun Spiele endeten mit "w.o.", was in diesem Falle wohl die Abkürzung für "WurschtigkeitsOption" sein dürfte. An eine nochmalige Austragung des Badener Doppelturniers im nächsten Jahr ist dem Vernehmen nach nicht gedacht.

Anscheinend ist den Jugendlichen die eigenständige Doppelrangliste doch nicht so wichtig - was man nun von Verbandsseite als "ihr Pech, selbst schuld" abtun könnte. Dann soll man aber bitte nicht den mittlerweile erwiesenen Etikettenschwindel von der "Stärkung des Doppelspiels" weiterhin hinausposaunen. Oder der Verband mit Sportchef Franker an der Spitze - von dem die Entscheidung stammt, Doppelergebnisse hätten in der Einzelrangliste nichts verloren - überlegt sich etwas Neues. So oder so - Konsequenz wäre angesagt.

tennisweb-Kolumnist Arno Dupal ist stellvertretender Chefredakteur des Magazins "Happy Tennis".

War diese Kolumne am Punkt oder out? Deine Meinung ist gefragt - klick dich jetzt ins tennisweb-Forum!


zurück zur Übersicht


im Forum diskutieren
 
 
 
 
News: 1 min
Raster: 1 min
Community: 1 min
 
  Auf den Punkt:
Spaß als Erfolgskonzept
-----------------------------
Weihnachtsamnestie für Tennisbälle
-----------------------------
"Koordi...." – wos?
-----------------------------
Russisches Roulette
-----------------------------
Der Spaß am Tennis – und Kamele
-----------------------------
Alles neu macht der Mai
-----------------------------
Düstere Aussichten
-----------------------------
Kreuzerl mit Konsequenzen
-----------------------------
Zweiter Aufschlag
-----------------------------
Wilde Vergaben

 
über tennisweb.at : : Nutzungsbedingungen : Impressum