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Freitag, 26.11.2004
"Koordi...." – wos?
 
Die Zukunft beginnt gerade – und das Zauberwort für eine erfolgreiche solche kann kaum einer buchstabieren.

 
Mit dem Fed Cup-Finale fällt der finale Vorhang des Stücks "das österreichische Tennis im internationalen Vergleich 2004". Der Ausgang des Stücks war vorhersehbar. Es ist auch keine Tragödie, sondern hält sich an die Bauernregel "Du kannst aus einem Ackergaul kein Rennpferd machen!" Ohne den Vergleich überstrapazieren zu wollen, steht doch fest, dass keine der Damen aus dem Kader ein internationales Rennpferd werden wird.

Zu beweisen war einmal mehr die unterschiedliche Dichte in Damen- und Herrentennis. Auch wenn im umgekehrten Fall Koubek, Melzer und Peya ausfallen würden, ist es unvorstellbar, dass Knowle oder Eschauer von Hewitt die Dreifach-Null bekommen würden – auch wenn sie ebenso wie Wartusch gegen Myskina schlußendlich nicht gewinnen.

Zu beweisen war aber auch, wie viel in den letzten Jahren schief gegangen ist. Über die Lücke zwischen Babsi I und II einerseits und dem Rest andererseits wurde – auch an dieser Stelle – schon des Öfteren diskutiert, polemisiert und analysiert. Greifen wir vielleicht die zwei entscheidenden Faktoren heraus, die sich in den nächsten Jahren trotz aller Konzepte und Neuerungen kaum ändern werden:

Die soziale Selektion: Eigentlich ein Wunder – in einem der reichsten Länder der Erde scheitern potenzielle Karrieren daran, nicht leistbar zu sein. Verblüffend, wer aller kein Geld hat: Die Eltern (bei denen stimmt’s auch meistens), die möglichen Sponsoren (die Zeiten werden härter) und natürlich auch der Verband bzw. die Verbände (traditionell). Wie kann ein viel ärmeres Land wie Russland dagegen Spitzenspielerinnen am Fließband produzieren? Nicht alle gehen ins Ausland und werden mit Millionenverträgen hochgepäppelt – nein, ein paar schaffen’s auch trotz der unwirtlichen Bedingungen in der Heimat.

Bei uns schaffen’s offensichtlich viel weniger – um nicht zu sagen kaum eine(r). Warum muss ein Tobias Köck in fünf Ländern Meisterschaft spielen, um sich Turnierreisen für den Rest des Jahres finanzieren zu können? Warum kann U16-Staatsmeister Marcel Altmann nicht auf die Turniere fahren, die er brauchen würde, um international weiterzukommen, sondern muss zu Hause bleiben? Natürlich greift es zu kurz, die Schuld für alle Widrigkeiten beim Verband zu suchen – die Misere fängt ja schon viel früher an: Der erste Zehnerblock an Trainerstunden kostet Geld, eine gewisse Regelmäßigkeit erfordert schon ein überdurchschnittliches Einkommen, und bei höheren Zielen, die täglich zwei Stunden Training bedeuten, müssen die meisten Jugendlichen (bzw. deren Eltern) bedauernd abwinken. Wo sind etwa die public courts, auf denen die Kinder gratis spielen können und bei denen einmal wöchentlich ein Trainer unentgeltlich seine Zeit opfert? In Amerika, aber nicht bei uns. Dort organisiert die USTA ein Radl, in dem jede Woche ein anderer Trainer "dran" ist. Bei uns offensichtlich unmöglich.

Damit sind wir beim zweiten Zauberwort, der "Koordiirgendwos": Wer anders sollte solche Aktivitäten koordinieren, wenn nicht der Verband? Er hat die Strukturen, er hat die Daten der Trainer und (zum Teil) auch der Spieler. Das kostet nicht einmal viel Geld, nur Zeit. Diese Zeit müsste sich jemand nehmen, der seine Arbeit nicht als "nine-to-five-job" begreift, sondern mit Herz und Idealismus an die Sache herangeht. Es gab auch in Österreich zaghafte Versuche, eine engere Zusammenarbeit zu initialisieren – wie üblich verbunden mit einer Einzelperson, der das eben ein Anliegen war. Der leider viel zu früh verstorbene Filip Krajcik organisierte über mehrere Jahre ein Coaching-Seminar mit dem programmatischen Namen "The Game" – mit Vorträgen internationaler Spitzencoaches, Workshops und Erfahrungsaustausch. Ein großer Erfolg mit bis zu 80 Teilnehmern – und pünktlich gleichzeitig mit Filip verstorben. Kein Mensch fühlte sich bemüßigt, eine tolle Idee weiterzuführen.

Zweites Beispiel, wieder aus meiner eigenen Erfahrung: Als kleines Rädchen im Tennisgetriebe leite ich (mit einigen Partnern) seit nunmehr 17 Jahren das Wintertraining des niederösterreichischen Kreises West. Was glauben Sie: Wie oft in diesen bald zwei Jahrzehnten sah ich einen Funktionär, einen Cheftrainer, Sportkoordinator oder wen auch immer vom niederösterreichischen oder nationalen Verband in diesem Training? Sie dürfen nur einmal raten, also überlegen Sie gut – aber keine Angst: Die Lösung ist einfach!

Und dieses Vorgehen hat System: Der Dialog Trainer/Spieler/Eltern auf der einen Seite und Verband auf der anderen besteht immer nur aus einer Bringschuld der spielenden Seite: "Wann d´Leit was wollen, miassen’s scho kumman!" ist ein Originalzitat eines Funktionärs, das vieles offenbart – darunter auch das Nichtvorhandensein von Koordination zum vorrangigen Wohl der Spieler. Aber vielleicht gehe ich ja von einer falschen Prämisse aus – und um die Spieler geht es gar nicht?

tennisweb-Kolumnist Arno Dupal ist stellvertretender Chefredakteur des Magazins "Happy Tennis".

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